Es ist eine schöne Tradition geworden, dass sich unsere Laser-Community kurz vor Weihnachten zum letzten Laserstammtisch im Jahr trifft. So auch am 14.Dezember 2018, wobei dieses Mal der 25. Jahrestag unseres Vereins dazu kam. Aus diesem Grund hatten die Organisatoren und der Vorstand sich einiges einfallen lassen, um nicht nur auf das Jahr 2018 zurück zu blicken, sondern auch die Gründungsväter zu Wort kommen zu lassen.
Der gewählte Veranstaltungsort, das Fraunhofer Forum Berlin, bot hierzu den perfekten Rahmen. Die ersten Teilnehmer fanden sich bereits um 18:00 Uhr ein um bei einem Becher Glühwein und ein hohes Erwartungspotential aufzubauen. Dieses sollte nicht enttäuscht werden.
Herzlich willkommen in der Mitte von Berlin
Der Vorsitzende des Laserverbundes Berlin-Brandenburg, Prof. Justus Eichstädt bedankte sich zunächst im Namen des Vorstandes und der Mitglieder, dass wir erneut in den Räumlichkeiten des Fraunhofer Forums feiern dürfen. Gastgeber Prof. Michael Rethmeier betonte, dass dies sehr gern gemacht wird, da seit Jahren eine enge Zusammenarbeit besteht und die fachlichen Beziehungen davon erheblich profitieren. Das von ihm zitierte Motto: „Ohne Weinbrand kein Einbrand“ - also mit dem guten Glühwein hier kann man auch Schweißen, versetzte alle in gute Stimmung, der eigentliche Rückblick auf 25 erfolgreiche Jahre des Laserverbunds konnte starten.
Gastgeber Prof. Michael Rethmeier (TU Berlin, BAM, Fraunhofer IPK) begrüßte die Gäste (links), Aufmerksame Zuhörer und Gäste im Fraunhofer Forum Berlin (rechts) (Foto Raab / Schostag)
Als erster ergriff der Nestor und Gründungsvater des Laserverbundes, der Ehrenvorsitzende Prof. Horst Weber, das Wort. Im Jahr 1993 war noch nicht klar, wie sich der Laserverbund etablieren würde. Dabei würdigte er den nachfolgenden langjährigem Vorsitzenden, Dr. Helmut Ringelhahn, der mit so viel Elan und Überzeugungskraft für den Verein geworben und diesen in der breiten Öffentlichkeit auch über Berlin hinaus bekannt gemacht hat. Prof. Weber erinnerte daran, dass die Geschichte eigentlich schon viel früher und sogar noch vor dem Mauerfall begann. Erste Fachkontakte wurden bereits über die Grenze hinweg geknüpft, die sogar zu einem Treffen mit Wissenschaftlern der AdW aus Ostberlin führten. Der frühe Wunsch vieler Laserfachleute in einem regionalem Verband die Lasertechnologie zu fördern und sich auszutauschen, wurde dann im Dezember 1993 schnell Realität. Und die Erfolgsgeschichte wird weiter vorangetrieben.
Dr. Manfred Wäsche, 20 Jahre in führenden Positionen der IHK Potsdam tätig, Juror der Oskar-Patzelt-Stiftung im Kompetenznetz-Mittelstand und mit fachlichen Wurzeln in der Physik und Lasertechnik ausgestattet, wagte in seinem Vortrag den Blick in die Zukunft: „Hier ist eine Tradition entstanden, die sich sehen lassen kann“ und der Laser wird eine wachsende Rolle dabei spielen. Digitalisierung wird eine Veränderung der Arbeit bewirken und hoffentlich nicht zu weniger Arbeit führen. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, brauchen wir ein adäquates Bildungssystem. Lernen und Arbeit wird wohl nicht mehr getrennt sein. Keine Schubladen mehr, vernetztes Denken ist angesagt. Unser Zeitalter ist durch exponentielles Technologiewachstum gekennzeichnet. Der Mensch ist aber gewohnt, linear zu denken. Die Frage ist, wie kommen wir damit klar? Die Radikalität mit der diese Veränderung von statten geht, muss als Chance begriffen werden. Und das zeigen bereits jetzt positive Beispiele. Der 3D Druck ist nach Jahrzehnten der Entwicklung reif für den industriellen Einsatz. Hier entsteht ein Milliardenmarkt
Auf dem Weg zur digitalen Integration werden autonome Systeme und KI die logischen Schritte sein und einen gewaltigen Aufschwung erleben. Wird es in weiter Zukunft Künstliche Intelligenz mit Bewusstsein geben? Ob es Sinn macht, einem humanoiden Roboter eine Staatsbürgerschaft zu verleihen, wird die Zukunft zu bewerten haben.
Und wie ist die die Wirtschaft in Berlin und Brandenburg darauf vorbereitet? Eine 2018 veröffentlichte Studie der Technologiestiftung* hat erstmals branchenübergreifend die Entwicklung der künstlichen Intelligenz untersucht. Über 200 Firmen beschäftigen sich im Land Brandenburg und Berlin mit KI und Robotik und das in Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen und Forschungseinrichtungen. Bis jetzt existiert KI im Sinne eines Akteurs mit eigenen Ideen und Initiativen noch nicht. Viel Kreativität ist gefragt auf dem Weg dahin. Angst vor KI ist keine Lösung. Denn Wohlstand wie wir ihn kennen ist kein Naturgesetz sondern muss erarbeitet werden. Wir müssen die Probleme unserer Welt lösen und KI wird den Fortschritt noch einmal beschleunigen. Wir müssen lernen, zwischen den Welten zu wandern. Überleben werden die Ideen, die sich dem Wandel am schnellsten anpassen.
Dr. Manfred Wäsche beendete seine Ausführungen mit einem Zitat von Stephen Hawking: „Unsere Zukunft ist ein Wettlauf zwischen der wachsenden Macht unserer Technologien und der Weisheit, mit der wir davon Gebrauch machen. Wir sollten sicherstellen, dass die Weisheit gewinnt.“
Dr. Helmut Ringelhahn, von 2000 bis 2014 Vorsitzender des LVBB mit der längsten Amtszeit und von Anfang an aktiv dabei, wagte den Blick zurück. Zur Gründung am 15.12.1993 in Berlin kamen 18 Experten zusammen, die neben dem Wunsch nach fachlichem Austausch das Ziel verband, die Lasertechnologien in der Region auszubauen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Es klar war, dass wir kein Laserinstitut wie in Aachen oder Hannover initiieren konnten, wir haben auf dezentrale Aktivitäten in der Region gesetzt und das hat geklappt.
Seit Dezember 1993 haben wir uns häufig und regelmäßig getroffen, ein Blick auf beispielhaft genannte Aktivitäten zeigt das breite Spektrum, mit dem sich der Laserverbund bis heute beschäftigt. Eines der ersten Anwendertreffen fand im Ausbesserungswerk der Reichsbahn in Cottbus statt mit dem Fokus auf Laserschneiden und -härten. In den Jahren danach kamen Besuche bei vielen Firmen, Instituten und Hochschulen dazu: Die Photon AG in Spandau, wo heute der Wagenkasten des neuen Flaggschiffs der Bahn, der ICE4 in Leichtbauweise lasergeschweißt wird. Daimler, Siemens, Berliner Glas, Rolls Royce und viele andere Firmen wurden besucht. Aber auch die Medizintechnik und medizinische Anwendungen gewannen an Bedeutung, so dass auch ein Erfahrungsaustausch im Elisabeth Krankenhaus sehr großes Interesse fand. Die Zusammenarbeit mit Berliner Universitäten und Hochschulen aus Brandenburg führte zu vielfältigen Veranstaltungen. Im Produktionstechnisches Zentrum IPK an der TU wurden erste Rapid Prototyping Anwendungen, das Laserauftragsschweißen und –beschichten vorgestellt. Anwendertreffen, teilweise verbunden mit der jährlichen Mitgliederversammlung, fanden an den Hochschulen in Brandenburg, Wildau und am Forschungszentrum für Leichtbauwerkstoffe an der Brandenburgischen Universität Cottbus-Senftenberg statt. In Berlin stehen wir in engem Kontakt und fachlichem Austausch mit der Bundesanstalt für Materialprüfung und Forschung BAM, wo es um innovative Laserbearbeitung geht, aber auch um den Einsatz von UKP-Lasern.
In den Forschungsinstituten in Adlershof, wie dem Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie, dem Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik oder dem Paul-Drude-Institut für Festkörperphysik in der Mitte von Berlin, stehen uns die Türen weit offen. Reisen zu Maschinenherstellern wie Trumpf, Rofin Sinar oder zu Forschungseinrichtungen wie dem IWS in Dresden und dem IFSW in Stuttgart und ins Ausland machten den Laserverbund in Deutschland noch bekannter. In Wien wurde Prof. Dieter Schuöcker, Leiter des Instituts für Fertigungs- und Hochleistungslasertechnik an der TU Wien besucht. Neben der LASER World of Photonics in München und Reisen bis zur Wuhan Laser Association wurden Anwendertreffen, Stammtische und Firmenbesuche organisiert. Der fachliche Austausch trug auch zum persönlichen Kennenlernen und guten Kontakten der Mitglieder untereinander bei: Bei einer Hafenrundfahrt in Hamburg, Besuchen in der Semperoper oder dem Porsche Museum wurden persönliche Kontakte gefördert. Dazu passt auch die Visite bei der bekanntesten Berlinerin, der Nofretete in das Programm: mit Hilfe von Computertomografie und Stereolithografie wird dort Geschichte buchstäblich sichtbar gemacht. Ein besonderes Highlight war das Anwendertreffen bei der Scansonic Holding SE, mit 130 Teilnehmern ein Rekord, die neben anspruchsvollen Vorträgen die Applikationslabore und Produktion in Augenschein nehmen konnten. Die Aufzählung ist natürlich nicht vollständig.
Eine weitere Erfolgsgeschichte ist der Laserstammtisch, der von zwei der aktivsten Mitglieder organisiert wird. Er ist zum festen und hervorragenden Bestandteil der Verbandsarbeit geworden. In 15 Jahren sind 91 Laserstammtische durchgeführt worden, auf denen gefachsimpelt, neue Mitglieder vorgestellt und Geschäfte angebahnt wurden. Aber auch bei Aktivitäten zur Förderung des Nachwuchses in der Laserbranche wurden mit großem Elan angegangen: Studententage auf verschiedenen Tagungen und Messen gehören dazu, wie auch die Schülerrallye. Unterrichtsmittel wurden organisiert und Preise an Schulen für die Lasertechnik ausgelobt.
In den 25 Jahren seines Bestehens hatte der LVBB nur 4 Vorsitzende: Prof. Weber, Dr. Ringelhahn, Prof. Stens und Prof. Eichstädt. Das zeigt, wie kontinuierlich sich die Arbeit gestaltet, drückt aber auch die Zufriedenheit der Mitglieder mit der Arbeit des Laserverbundes aus. Dr. Ringelhahn schloss seine Ausführungen mit einem Hinweis an den Vorstand, den begonnen Ausbau der neuen Medien weiter zu intensivieren. Allen Zuhörern und Mitgliedern gab er eine Aufgabe mit: „Begeistern sie den Nachwuchs, die Fachleute und die verantwortlichen Politiker aus Berlin und Brandenburg für die Lasertechnik“!
Im Rahmen des feierlichen Jahresabschlusses ehrt der LVBB e.V. besonders verdiente Mitglieder mit einem Preis. In diesem Jahr konnte die Auszeichnung für das Jahr 2018 durch den Vorsitzenden Prof. Eichstädt und dem Geschäftsführer Dipl.-Phys. Thomas Beck an den ehemaligen Vorsitzenden Prof. Eberhard Stens überreicht werden. Prof. Stens ist mit der Lasertechnik und den optischen Technologien seit über 30 Jahren in Berlin und Brandenburg eng verbunden. In den 1980er Jahren hat er bereits an den ersten Laserdioden geforscht, seine Promotion wurde 1986 auf diesem Fachgebiet erteilt.
Als Fachbereichsleiter für Optik und Mitglied der Geschäftsleitung der Technologiestiftung Berlin (TSB) hat er den OpTecBB e.V. mit aufgebaut. Seit 2003 im Vorstand des LVBB agierte er zunächst als Geschäftsführer, danach als Vorsitzender und Handlungsfeldsprecher für Lasertechnik im Cluster Optik und Photonik Berlin Brandenburg. So hatte er alle Fäden in der Hand, um die Entwicklung des Verbandes zu unterstützen. Unter seiner Ägide wuchsen die Mikrosystemtechnik und die optischen Technologien in Berlin enger zusammen. Weitere Wirkungsstätten sind seine Mitgliedschaft im Vorstand der GFaI (Gesellschaft zur Förderung von angewandter Informatik) und seine Geschäftsführerfunktion der ZESYS (Zentrum zur Förderung eingebetteter Systeme ). Prof. Stens hält Vorlesungen an verschiedenen Berliner und Brandenburger Hochschulen. Daneben ist er selbstständiger Technologieberater mit seiner Firma Stumhöfer GmbH.
Mit herzlichen Worten und einem ganz kurzen Blick auf seine langjährige Mitwirkung im Laserverbund Berlin Brandenburg e.V. dankte Prof. Stens für die Ehrung. Besonders mit Stolz erfüllt ihn, dass bereits sein Enkel in der 5. Klasse an der HU Berlin in den MINT-Fächern gefördert wird, sich für die Naturwissenschaften und Informatik interessiert und in der Schülergesellschaft und Schüler-Laboren auf die Zukunft vorbereitet wird.
Damit waren dann genügend Denkanstöße gegeben, um beim weihnachtlichen Büffet weiter über KI und humanoide Roboter zu diskutieren – oder die Ereignisse und Episoden aus der Vergangenheit zu rekapitulieren. Der Laserverbund blickt mit positiver Motivation auf die kommenden 25 Jahre.