Neben Seminaren und Workshops zu aktuellen Themen der Lasertechnik bietet der LVBB seinen Mitgliedern den Erfahrungsaustausch in regelmäßigen Anwendertreffen zum Thema "Laser in der Materialbearbeitung". So haben der Industrieclub Potsdam e.V und der LVBB am 16. Mai 2019 eingeladen, sich über diese Technologie bei einem Besuch der Photon AG in Berlin fachkundig zu informieren. Hier bot sich die Gelegenheit, Laser in der Materialbearbeitung in allen Facetten zu erleben. Namhafte Kunden aus dem Schienenfahrzeugbau, dem Schiffbau, der Automobil- und Nutzfahrzeugbranche, der Raum- und Luftfahrtindustrie lassen hier ihre Produkte mit gleichbleibend hoher Qualität herstellen.
Zur Einführung erläuterte Thomas Beck von der Siemens AG und Geschäftsführer des LVBB in einem Impulsvortrag die vielfältigen Einsatzgebiete des Laserstrahls. Danach stellte Holger Alder, Mitglied der Geschäftsführung der Photon AG in seinem Vortrag die Photon AG und ihre moderne Fertigungstechnik der Laserbearbeitung vor.
1998 wurde die Photon AG in Berlin gegründet. Sie etablierte sich schnell als Laser-Spezialist für führende Automobil- und Nutzfahrzeughersteller. Photon AG positionierte sich erfolgreich als Kompetenzzentrum für Blechbearbeitung und blechbasierte Produkte in vielen Bereichen.
Mit der Übernahme der Meißener Nachrichtentechnik GmbH im Jahr 2000 erweiterte das Unternehmen sein Aufgaben- und Leistungsspektrum erheblich. Am Standort Meißen dreht sich alles um die Entwicklung und Fertigung von innovativen Produkten wie beispielsweise Ladesäulen für die E-Mobilität. Die Fertigungstiefe deckt vom Blech über die Integration der Elektrik bis zur Oberflächenbehandlung alles ab.
Im Jahr 2017 wurde das Berliner Traditionsunternehmen Kadow & Riese in die Photon-Familie aufgenommen. Damit wurde das Firmenportfolio erneut ausgebaut – insbesondere im Bereich Blechumformung und Werkzeugbau.
In Berlin Spandau bietet die Photon AG vor allem eine Vielzahl von Leistungen rund um die Blechbearbeitung an und fertigt auf den eigenen Anlagen Blechbaugruppen nahezu jeder Größe und Komplexität. Schwerpunkte sind dabei das Laserstrahlfügen (Laserstrahlschweißen, Laserstrahllöten) und das Tiefziehen.
Mit einer erfahrenen Stammbelegschaft von rund 300 Mitarbeitern und einem umfangreichen, stetig wachsenden Maschinenpark kann Photon Bleche, Bauteile und Baugruppen aus Stahlwerkstoffen aller Art sowie Aluminium, Titan und kombiniert mit Verbundwerkstoffen herstellen.
Durch die stetige Erweiterung des Anlagenparks und Implementierung neuer Technologien in den Bestand erschließt Photon neue Märkte. So konnte Photon mit selbstentwickelter Anlagentechnik für die Fertigung von lasergeschweißten Großbauteilen erfolgreich den Schienenfahrzeugbau erobern. Das wurde möglich, weil neben den technologischen Vorzügen der Laserschweißtechnik die Kosten für die Kunden attraktiv sind und eine besonders hohe, gleichbleibende Qualität gewährleistet werden kann.
Dazu äußert sich Geschäftsführer Holger Alder optimistisch: "Mit unserem besonderen Know-how in der Laserfügetechnologie haben wir seit unserer Gründung vor gut 20 Jahren viele erfolgreiche Leichtbau-Projekte für die Automobilindustrie umgesetzt. Unser heutiger Erfolg mit dem ICE4-Projekt zeigt, dass es die absolut richtige Entscheidung war, mit dieser Erfahrung im Rücken unseren Fokus auf die Fertigung von XXL-Baugruppen für den Schienenfahrzeug- und Schiffbau zu legen."
Nach den Vorträgen gab es eine Führung durch den Fertigungs- und Entwicklungsstandort Berlin Spandau. Auf mehr als 25.000 m² Fläche wird die gesamte Prozesskette vom Blech bis zur Schienenfahrzeugseitenwand abgebildet. Bei der Führung wurde zunächst das Laserschneiden und das Laserstrahlschweißen demonstriert. Aus Standard-Blechabmessungen werden mittels Laserschnitt Einzelteile zum Schweißen individualisierter Größen hergestellt. Nach dem Laserschweißen werden viele dieser Teile in den benachbarten Pressen durch Tiefziehen umgeformt und anschließend nochmals mit 3D-Schneidlasern für den Einbau in Baugruppen vorbereitet.
Auf den Serienanlagen werden im 3-Schicht Betrieb Schienenfahrzeugseitenwände gefertigt. Die Mitarbeiter legen die vorbereiteten Einzelteile schrittweise ein und übergeben dann an die automatisierte und sensorgesteuerte Fertigungskabine zum Laserschweißen.
In der aktuell größten Fertigungskabine (30x7x5m) können dank einer flexiblen Programmierschnittstelle immer kleinere Losgrößen wirtschaftlich hergestellt werden. Kürzeste Vorlaufzeiten ab der Bestellung können so realisiert werden. Auch das andere Ende der Skala wird abgedeckt: Für hohe Stückzahlen stehen vollautomatisierte Kleinteilschweißanlagen zur Verfügung.
Als eine der wichtigsten Techniken der Blechumformung bietet Photon AG das Tiefziehen an. Schwerpunkt ist dabei die Herstellung von Prototypen und Kleinserien für die Automobilindustrie. Aber auch für die Schienenfahrzeugindustrie und andere Bereiche werden Umformteile hergestellt.
Der Rundgang war für alle ein spannender und interessanter Abend, der große Achtung vor der Lasertechnik vermittelte. Nach der Führung konnten sich alle noch fachlich austauschen und mit den Referenten bei einem Imbiss diskutieren.
Autor: Dr. Christel Budzinski