Bericht von den Photonik Tagen Berlin Brandenburg 2018
Über 600 Besucher aus der ganzen Welt kamen zu den Photonik Tagen Berlin Brandenburg 2018. Die Themen zogen sich durch fast alle Bereiche der angewandten Photonik, von Spektroskopie über Solarenergie bis zu Sensoren für autonomes Fahren und Quantentechnologien. Mit dabei waren Startups, kleine und große Firmen wie auch viele Wissenschaftler aus Deutschland, den USA, Japan, Brasilien, Israel und vielen europäischen Ländern.
Viele der hiesigen Photonik –Fachleute konnte man auf den Photonik Tagen Berlin Brandenburg am 17. und 18. Oktober in Adlershof treffen. Bei freiem Eintritt kamen dort über 600 Besucher aus Deutschland und der ganzen Welt zusammen um sich über Themen aus der vollen Breite dieser Schlüsseltechnologie auszutauschen. Einen ersten Überblick über die Themenvielfalt gibt die folgende Tabelle mit den verschiedenen Vortragsveranstaltungen.
Workshops / Handlungsfeldkonferenzen | Organisator/Moderator |
EPRISE Roadshow: SMEs in Photonics in BioMed | Bernhard Hesse, Dr. Frank Lerch, OpTecBB e.V. |
Handlungsfeldkonferenz Photonik für Kommunikation und Sensorik: Photonics for Secure and High Speed Communication | Dr. Henning Schröder, Fraunhofer IZM |
Handlungsfeldkonferenz Mikrosystemtechnik: Networked Sensor systems – automotive and production applications“ | Peter Krause, FirstSensor AG |
Workshop on High Energy Class Mid-Infrared Laser (HECMIR)
| Dr. Joachim Hein IOQ FSU Jena; Dr. Paul Crump, FBH Berlin |
Workshop on Nanophotonics for Solar Energy
| Prof. Dr. Christiane Becker, Dr. Klaus Jäger (HZB), Dr. Sven Burger (ZIB) |
Berlin Quantum Optics Symposium: Metrology and Imaging
| Prof. Dr. Stephan Reitzenstein, TU Berlin |
Workshop on PolyPhotonics Berlin - A Technology Platform for Highly Functional Optical Components | Christian Kutza (FOC GmbH), Prof. Dr. Martin Schell (Fraunhofer HHI) |
Workshop Micro Spectrometer
| Prof. Dr. Dirk Oberschmidt |
Handlungsfeldkonferenz Lasertechnik: Laser Material Processing | Prof. Dr. Justus Eichstädt, TH Brandenburg, Thomas Beck, Siemens AG, Laserverbund Berlin Brandenburg e.V. |
(Nähere Informationen zum Programm unter optecbb.de/lang/de/aktuelles/events.php)
Die Veranstaltung mit etwa 160 Vorträgen und 55 Ausstellern wurde von OptecBB e.V. mit Unterstützung der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH und der WISTA Management GmbH organisiert.
Peter Krause von der FirstSensor AG moderierte die Handlungsfeldkonferenz Mikrosystemtechnik. Als Handlungsfeldsprecher und auch als Präsident des AMA Verbands für Sensorik und Messtechnik staunt er immer wieder, wie viele Firmen hier in der Region an und mit Sensoren arbeiten. Mit seinem Vortrag „From sensor integration to sensor fusion“ zeigte er auch einen wesentlichen Trend auf: Bei Themen wie der Entwicklung von Sensoren für das autonome Fahren kommt es nicht nur darauf an, die Sensoren klein und günstig herzustellen. In Zukunft müssen auch verschiedene Systeme miteinander vernetzt agieren. Gleichzeitig werden Sensoren „intelligenter“ indem sie mehr Funktionen mit mehr Software tragen. Für Krause heißt das: „Die Sensorhersteller müssen mehr von den Applikationen verstehen“.
Vernetzung und intelligente Technik sind auch heiße Themen für Dr. Henning Schröder (Fraunhofer IZM), der die Handlungsfeldkonferenz Photonik für Kommunikation und Sensorik moderierte. „Photonics for Secure and High Speed Communication“ war das Motto in diesem Jahr. Quantenkommunikation ist da im Kommen, aber auch die weitere Integration optischer Komponenten für die Vernetzung von Sensoren und Systemen. Bei der Aufbau- und Verbindungstechnik sind Berliner Unternehmen an der Weltspitze, so Schröder.
Beim Abendempfang wies Prof. Dr. rer. nat. Martin Schell, Institutsleiter am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut HHI und Sprecher des länderübergreifenden Clusters Optik und Photonik in Berlin und Brandenburg darauf hin, dass viele der Komponenten für zukünftige Systeme der Quantenkommunikation hier in der Region erforscht und entwickelt werden. Dafür sind die Institute der Region stark in Initiativen wie der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland oder dem 650 Millionen Euro schweren BMBF-Förderprogramm für Quantentechnologien engagiert.
Beim Abendempfang sprachen Prof. Dr. Martin Schell (Sprecher des Photonik-Clusters Berlin Brandenburg) und der Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe Christian Rickerts © Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH / Photothek
Das „Berlin Quantum Optics Symposium: Metrology and Imaging“ war dementsprechend auch ein wichtiger Teil der Photonik Tage. Firmen und Forschungsgruppen aus ganz Europa nutzten die Gelegenheit, um ihre Projekte und Pläne vorzustellen. Dr. Patrick Leisching von der toptica AG aus München beispielsweise präsentierte eine ganze Roadmap, wie sie Komponenten und Technologien für die verschiedenen Anwendungsfelder der Quantentechnologien entwickeln wollen.
Neben der Telekommunikation ist die Materialbearbeitung heute ein großer Anwendungsbereich für die Lasertechnik. Dr. Arnold Mayer (Optech Consulting) zeigte in der Handlungsfeldkonferenz Lasertechnik, dass dieser Markt mit 17 Milliarden Dollar Umsatz derzeit einen starken Aufschwung erlebt: 28% Wachstum im vergangenen Jahr und 5-10% in diesem, sprechen für den Erfolg der Lasertechnik weltweit.
Bei den Diskussionen in der Lasertechnik-Community verschiebt sich derzeit der Fokus von den Strahlquellen weiter zu den Applikationen und der dafür nötigen Produktionstechnik. Das zeigte sich sowohl in den verschiedenen Vorträgen der Handlungsfeldkonferenz als auch im Workshop des Fraunhofer-Instituts für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK. Additive Verfahren sind hier nur ein Stichwort für neue Trends die jetzt in der Fertigung ankommen. Wichtige Einblicke in neue Fertigungsmethoden lieferte auch der abschließende Rundgang am Fraunhofer IPK.
Vernetzung war während der Photonik Tage nicht nur ein technischer Begriff: Firmen und Institute arbeiten heute bei den verschiedensten Projekten eng zusammen, und zwar themen- und länderübergreifend. Die Formen der Zusammenarbeit sind vielfältig und entsprechend vielfältig waren auch die Möglichkeiten auf den Photonik Tagen, um neue Partner und neue Themen kennenzulernen. Wie das funktioniert konnten beispielsweise Besucher der Handlungsfeldkonferenz Lasertechnik sehen und von Vortragenden aus Polen, Brasilien und Japan etwas über die dortigen Lasermärkte lernen.
Networking bei den Photonik Tagen 2019 © Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH / Photothek
Ein Beispiel für das fachübergreifende Denken war der Vortrag „Autonomous networked photonic sensor systems in precision farming - a wish list” von Dr: Manuela Zude-Sasse vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie ATB, wo die Potentiale der Zusammenarbeit auch mit eher entfernten Forschungsbereichen deutlich wurden.
In mehreren Workshops gab es in diesem Jahr Präsentationen von Startups und Neuansiedlungen. Dabei zeigte sich, wie die photonischen Technologien in der Hauptstadtregion an kritischer Masse gewinnen. Professor Karsten König zum Beispiel hat gerade eine Niederlassung seiner Firma JenLab auf dem Campus Adlershof gegründet: „Wir werden auch unsere anderen Niederlassungen nach Berlin holen. Wir haben hier einfach die beste Infrastruktur in Deutschland mit langjährigen Partnern auf der technischen und auf der klinischen Seite.“ Berlin Adlershof ist inzwischen die Heimat für etwa 100 kleine und mittelständische Photonikfirmen.
Die volle Breite der Photonik in der Region liefert der auf den Photonik Tagen erstmal vorgestellte „Clusterreport Optik & Photonik in der Hauptstadtregion Berlin Brandenburg“. Über 80 Forschungseinrichtungen und über 200 Firmen werden dort exemplarisch vorgestellt. Eine Auswahl davon konnten die Besucher der Photonik Tage in den zwei Ausstellungsräumen mit insgesamt 55 Ständen kennenlernen.
Die Photonikbranche in der Hauptstadtregion entwickelt sich hervorragend. Dementsprechend wird Berlin mehr und mehr zum Treffpunkt für Photonikexperten aus der ganzen Welt. Carlos Lee, der Chef des European Photonics Industry Consortiums EPIC sieht das auch so: „Berlin is the hub for photonics in Germany” sagt er dazu. Nach einem Start im Frühjahr 2018 veranstaltet er sein Annual Grand Meeting 2019 wieder in Berlin.
Die nächsten Photonik Tagen Berlin Brandenburg sind für Ende November 2019 in Potsdam geplant.