Bei der Festveranstaltung des Laserverbunds Berlin-Brandenburg LVBB im Deutschen Technikmuseum
Berlin wurde gelacht, gefeiert und Geschichte geschrieben.
Dreißig Jahre sind für einen Verein eigentlich keine lange Zeit, es sei denn er beschäftigt sich mit einer
Hochtechnologie wie dem Laser. Der ist in den 30 Jahren seit der Gründung des Laserverbunds Berlin
Brandenburg von einem Forschungsobjekt für interessierte Wissenschaftler zu einem Alltagsprodukt
geworden. Das wurde schon beim ersten Bild von Thomas Becks Rückblick auf die Vereinsgeschichte
klar: Da stand im Mittelpunkt eines Vereinsabends noch ein Overheadprojektor (aka Polylux). Heute
gibt es Laserprojektoren und die meisten Handies, Autos oder Computerprozessoren werden ganz
selbstverständlich mit dem Laser hergestellt.
Dass die Lasertechnik in Berlin und Brandenburg eine feste Basis gerade in kleinen und
mittelständischen Unternehmen hat, daran dürfte die Arbeit des LVBB einen nicht unerheblichen
Anteil haben. Nach seiner offiziellen Gründung am 15.12.1993 haben die Mitglieder des Vereins über
100 Laserstammtische durchgeführt, bei denen inzwischen tausende Interessierte von den Besten der
Branche lernen konnten, was mit dieser Technik ganz konkret möglich ist.
Für den direkten Austausch mit den Firmen wurde eine Vielzahl von Anwendertreffen bei Firmen wie
Siemens, Mercedes, Rolls Royce oder Rofin Sinar durchgeführt, wie auch Besuche bei
Forschungsgruppen an der BAM, dem MBI, der TH Wildau oder der TH Brandenburg. Höhepunkte
waren dabei sicher die Exkursionen an viele deutsche Standorte, aber auch zu den ELI Beamlines in
nach Dolní B?ežany bei Prag (Tschechien) oder nach Wuhan (China), aus denen langjährige
Verbindungen hervorgegangen sind.
Neben der Vermittlung der industriellen Lasertechnik war die Nachwuchsarbeit immer ein wichtiges
Standbein des Vereins. Der LVBB unterstützt zum Beispiel regelmäßig Studenten und Studentinnen
von Berliner und Brandenburger Hochschulen, damit sie an der Lasermesse in München teilnehmen
können. Neben dem finanziellen Aspekt ist es dabei ganz praktisch, dass die Lehrkräfte im Verein
natürlich einen direkten Draht zu den Firmenvertretern haben. Ein Praktikumsplatz war da nie ein
Problem. Der Nachwuchs nimmt aber auch am regulären Vereinsleben teil, wie man bei diesem
Jubiläums- und Weihnachtsstammtisch im Technikmuseum sehen konnte.
Wenn oben von den Besten der Branche die Rede war, dann gehört Norbert Strahler ganz sicher dazu.
In den ersten Jahren des Vereins konnte er als Obermeister der Gold- und Silberschmiede Innung in
Berlin persönlich dafür sorgen, dass die moderne Lasertechnik in das sehr traditionelle Gewerbe
Einzug hielt. Neben den Gold- und Silberschmieden kamen bald auch die Zahntechniker zur
Lasertechnik. In den Jahren wurden etwa 80 Unternehmen in Berlin und Brandenburg mit Schulungen
über den LVBB versorgt.
Norbert Strahler erhielt auf der Festveranstaltung zum 30. Jahrestag des LVBBs die Auszeichnung des
Laserverbunds für verdiente Mitglieder. Sie wird seit 2002 vergeben und umfasst eine Urkunde und
eine (natürlich lasergravierte) Plastik. Thomas Beck würdigte die Arbeit des Gold- und
Silberschmiedemeister als exemplarisch für das Anliegen des Vereins, die Lasertechnik für Anwender
zu popularisieren.
„Es ist ein neues Werkzeug und es revolutioniert unser Handwerk“ fasste Norbert Strahler in seiner
Dankesrede seinem damaligen Eindruck zusammen. Heute steht in fast jeder Werkstatt seiner Zunft
ein Laser. In seiner eigenen Werkstatt steht sogar noch der Laser von vor 25 Jahren, mit etwas Pflege
hält so ein gutes Stück durchaus lange.
Der Laser als Erfindung ist über 60 Jahre alt. Angefangen hat seine Geschichte allerdings vor etwa 100
Jahren – in Berlin. Einige Vereinsmitglieder haben das (und den Versuch eines Instituts zum Aufbau
einer Ausstellung zur Geschichte des Lasers) zum Anlass genommen und gemeinsam mit dem
Deutschen Technikmuseum seit 2020 eine „Sammlung zur Lasertechnologieentwicklung in den neuen
Bundesländern und Berlin von 1949 bis 1990“ aufgebaut.
Professor Justus Eichstädt von der TH Brandenburg erklärte in einem Vortrag, wie komplex so ein
museales Projekt ist, wenn man es mit dem vollen Ernst der Museumswissenschaft betreibt. Im Detail
werden Materialien in drei Bereichen gesammelt, beschrieben und katalogisiert: Archivalien
(Dissertationen, Laborbücher etc.), Objekte (Laser, bearbeitete Materialien usw.) und
Zeitzeugenberichte (professionelle Interviews). Das alles ehrenamtlich aufzubauen stellte für die
Beteiligten eine erhebliche Herausforderung dar und dauert bislang drei Jahre. Ein Ende ist nicht in
Sicht. Wer zur Sammlung beitragen möchte, ist herzlich aufgerufen, Prof. Eichstädt zu kontaktieren.
Nach all der Theorie kam die Praxis: Professor Horst Weber, Co-Gründer des LVBB, durfte ein Exponat
an René Spierling vom Technikmuseum übergeben. Vorher stellte er aber noch klar, wie der LVBB
damals gegründet wurde: Mit dem Fall der Mauer hatten die Kollegen an der TU Berlin Kontakt zu
den Laserexperten an der Akademie der Wissenschaften der DDR (namentlich Prof. Wolfgang Radloff)
aufgenommen. Nach ein paar Jahren des losen Kontakts hat dann der inzwischen verstorbene Helmut
Ringelhan die Initiative ergriffen und die Gründung eines Vereins angeregt. So standen bei der
Gründung des LVBB Forschung und Industrie gemeinsam Pate.
Als Zeitzeuge konnte Professor Weber noch einiges zur Entwicklung der Lasertechnik in Berlin sagen:
Den ersten Rubinlaser hatte er 1961 an der TU. „Ein völlig unmögliches System“ kommentierte er mit
Verweis auf den Wirkungsgrad von nur 0,1%, und „außerdem konnte der Laser nur alle paar Minuten
blitzen.“ Das sollte das System zur Materialbearbeitung sein? Er konnte es nicht glauben. Dennoch
bohrte der Laser schon wenig später feinste Löcher in Platinblenden für Elektronenoptiken. So fing
alles an, und heute ist der Laser tatsächlich ein universelles Werkzeug geworden. Erste Versuche,
einen Laser zu bauen, gab es nach Prof. Weber übrigens schon in den dreißiger Jahren, als der
Physiker Fritz Houtermans an der TH Charlottenburg an einem Excimer Laser arbeitete.
Als Abschluss des Festprogramms gab es eine zünftige Show mit physikalischen Experimenten von
Marcus Weber – einem der Physikanten. Ob mit einem furiosen Solo auf der Lasergitarre oder mit der
legendären Elektrogurke – er zeigt wirklich, dass Physik Spaß machen kann. Letzteres Experiment
kann man sich übrigens ohne den damit verbundenen recht strengen Geruch auf youtube in der
Version des Brandenburger Physikprofessors Michael Vollmer ansehen.
Danach durfte der berühmte „gemütliche Teil“ des Abends beginnen: Das Buffet wurde eröffnet. Das
war dann der Zeitpunkt für eine der wichtigsten Missionen des Laserverbunds: Das Networking. Alle
Beteiligten haben die Gelegenheit reichlich genutzt. Schlussendlich sei den Organisatoren des
schönen Abends gedankt, die all das wie immer ehrenamtlich auf die Beine gestellt haben.